Der Criollo entstammt aus den rauen und kargen Gegenden in Südamerika und ist eine ausgesprochene trittsichere, ausdauernde und kompakte Pferderasse mit stabilem Fundament.
Das Kleinpferd kommt in allen erdenklichen Farben vor und verfügt über eine unglaubliche Nervenstärke. Sie sind geschickt, wendig und verlässlich – ein Traum für jeden Reiter.
Rassebeschreibung
Der Criollo stammt ursprünglich aus Argentinien und ist ein kompaktes und in allen erdenklichen Farben und Schattierungen auftretendes Kleinpferd.
Mit seinem ruhigen und angenehmen Charakter ist der Criollo das perfekte Freizeitpferd mit einem angenehmen Maß an Temperament.
Herkunft und Rassegeschichte
Ursprung
Ursprünglich stammt der Criollo von Pferden spanischen Eroberer ab, die diese im 16. Jahrhundert mit nach Südamerika brachten. Diese iberischen Pferden waren nahe mit dem Berber und Andalusier verwandt, noch heute sind diese Einschläge beim Criollo bemerkbar.
Die verwilderten Pferde lebten vollkommen frei und ohne jeden menschlichen Einfluss in den rauen Gegenden Südamerikas. So kam es zu einem natürlichen Selektionsprozess, den nur die widerstandsfähigsten und zähesten Pferde überlebten.
Das raue Klima und unwegsame Gelände sorgten dafür, dass die kompakten Kleinpferde äußerst trittsicher und von großer Ausdauer waren.
Zucht heute
Durch Einkreuzungen anderer Rassen drohte der Criollo im 19. Jahrhundert beinahe auszusterben. Durch die Einkreuzungen von Vollblütern sollte der Criollo veredelt werden, Percherons hingegen sollten ihn noch kräftiger machen.
Bemühungen, die nicht dazu beigetragen haben, dass die Rasse des Criollos verbessert wurde – im Gegenteil. Nur dem Engagement zahlreicher Züchter, insbesondere zu nennen ist Dr. Emilio Solanet, ist es zu verdanken, dass die Pferderasse Criollo in ihrer ursprünglichen Form erhalten werden konnte.
Durch Solanets Bemühungen wurde der Criollo 1918 ins Argentinische Stutbuch aufgenommen, 1922 wurde der erste Rassestandard verabschiedet.
Im Jahr 1944 wurde schließlich ein Zuchtstandard in ganz Südamerika verabschiedet, bei dem sich auf einen gemeinsamen Standard für den Criollo geeinigt wurde.
1925 ritt der Schweizer Aimé Félix Tschiffely mit zwei Criollos von Solanet von Buenos Aires nach Washington D.C. und erlangte damit große mediale Aufmerksamkeit, was den Criollo über die Grenzen Südamerikas hinaus bekannt machte.
Im Jahr 1994 hat sich der Criollo Zuchtverband Deutschland e.V. gegründet, welcher dem Spezialrassenverband Bayern angegliedert ist.
Bei diesem Zuchtverband werden durch spezielle Leistungsprüfungen überprüft, ob ein Pferd zuchttauglich ist. Auf diese Weise sollen die rassetypischen Eigenschaften in der Zucht erhalten bleiben.
Reinrassig oder ein Mischling?
Durch den Import zahlreicher Pferde aus Südamerika, die sich später als Schlachtpferde herausstellten, genießt der Criollo in Europa nicht unbedingt den besten Ruf.
Nicht immer herrscht Klarheit darüber, ob es sich tatsächlich um einen Criollo oder einen Mischling handelt.
Hier erhältst Du einen kleinen Überblick über die verschiedenen Bezeichnungen.
Criollo
Unterschieden wird zwischen Criollo Preparatorio und Criollo definitivo. Bei erstem handelt es sich um einen in ein bis drei Generationen rein gezogenen Criollo.
Der Criollo definitivo ist ein in vier Generationen rein gezogenes Pferd. Beim Kauf eines solchen Pferdes ist die Abstammung des Pferdes gesichert, allerdings sind solche reingezogenen Pferde entsprechend teuer.
In Südamerika kostet ein Criollo definitivo Hengst mindestens 15.000 EUR.
Mestizos
Mischlinge aus Südamerika werden Mestizos bezeichnet und später als südamerikanische Ranchpferde verkauft. Diese Mischlinge können durchaus Criollo-Blut besitzen, allerdings gibt es keinen Abstammungsnachweis.
Sie sind zwar im Großen und Ganzen criollotypisch, aber bei vielen Pferden ist die Einkreuzung anderer Rassen offensichtlich.
Mittlerweile sind Mestizos in Deutschland recht beliebt, da sie häufig größer als der reinrassige Criollo sind und problemlos von Erwachsenen geritten werden können.
Mestizos sind darüber hinaus deutlich kostengünstiger in der Anschaffung als ein reinrassiger Criollo mit Papieren.
Mestizos werden mittlerweile im großen Stil mit dem Schiff aus Südamerika importiert.
Cruzado
Als Cruzado werden Stuten bezeichnet, die keinen Abstammungsnachweis besitzen, aber eindeutig dem Typ des Criollos entsprechen. Daher wurden sie bis 2006 ins Zuchtbuch aufgenommen, insofern sie einen Stockmaß von unter 149 cm hatten.
Wird die Stute mit einem gekörten Criollohengst verpaart, erhält das Fohlen einen Abstammungsnachweis.
Aussehen des Criollos
Körperbau
Der Criollo ist ein kompaktes Kleinpferd, das sich je nach Zuchtrichtung in verschiedene Typen einteilen lässt. Eine offiziell festgelegte Größe gibt es beispielsweise beim Criollo nicht.
Sein Stockmaß schwankt zwischen 138 und 148 cm. Der Kopf ist mittelgroß und kompakt mit einem freundlichen Augen. Das Profil des Kopfes soll gerade bis leicht konvex sein, mit kleinen Ohren und kräftigen Ganaschen.
Der Hals ist kräftig und kurz und geht in eine ebenso kräftige, breite und tief angesetzt Brust über. Der Widerrist ist kaum ausgeprägt, der Rücken lang und gerade.
Die Kruppe ist rund und sowie das gesamte Pferd gut bemuskelt. Gemeinsam ist allen Pferden, dass sie über ein ausgesprochen stabiles Fundament mit kräftigen Gelenken und harten Hufen verfügen.
Der typische reinrassige Criollo, so wie er von den Gauchos als Arbeitspferd gewünscht wird, ist lediglich 140 cm groß. Mischlinge werden hingegen bis zu 150 cm groß.
Obwohl sie genau genommen nicht reinrassig sind, sind sie aufgrund ihrer Größe in Deutschland begehrter als die reinrassigen Criollos.
Trotz verschiedener Typen innerhalb der Criollo-Zucht, sind bestimmte Merkmale bei allen Pferden gleich. So darf es beispielsweise keine Abweichungen beim Kopf geben.
Ein feinerer Kopf oder eine kräftige Statur, die zulasten der Wendigkeit geht, lassen auf fremde Bluteinflüsse schließen. Auch Behang an den Beinen ist in untrügliches Zeichen für den Einfluss einer anderen Pferderasse.
Farbe
Der Criollo kommt in allen möglichen Farbvarianten vor, angeblich kenne der Gaucho rund 600 verschiedene Farbbezeichnungen für seinen Criollo. Gesichert sind 300 Farbbezeichnungen für den Criollo.
Am häufigsten sind Falben in allen möglichen Variationen wie beispielsweise Grau- und Gelbfalben. Ebenso häufig sind Braune mit Abzeichen, Füchse und Overo Schecken.
Gern gesehen werden außerdem stichelhaarige graue Pferde (cabeza de moro) und Füchse (rosillo). Deutlich seltener kommen Rappen, Schimmel und Braune ohne Abzeichen vor.
Von einigen Zuchtverbänden wird beim Schecken die Tobiano-Zeichnung von der Zucht ausgeschlossen.
Charakter und Wesen
Der Criollo zeichnet sich durch ein freundliches und angenehmes Wesen aus. Er ist sehr menschenbezogen, kooperativ und verfügt über eine beachtliche Nervenstärke.
Der Criollo neigt weder zum Erschrecken noch ist er ein Durchgänger. Auch unbekannte Situationen bringen das kleine Pferd aus Südamerika nicht aus der Ruhe.
Ihm ist deutlich anzumerken, dass er seine Erfüllung in der Arbeit mit dem Menschen sieht. Der Criollo ist ausgesprochen leistungsbereit und dabei extrem ausdauernd.
Neben ihrer Ausdauer zeichnen sie sich durch eine enorme Wendigkeit aus und sind für die Arbeit am Rind prädestiniert.
Haltung und Ernährung
Haltung
Sowohl in der Haltung als auch bei der Ernährung ist der Criollo unkompliziert. Er ist von Natur aus Kälte und Hitze gewöhnt und kann mit beiden Wetterextremen umgehen.
Wie jedes Pferd benötigt er allerdings die Möglichkeit eines trockenen und sauberen Unterstands und möchte nicht wochenlang im Nassen stehen. Der Criollo benötigt kein Kraftfutter und ist auch mit wenig Raufutter zufrieden.
Ernährung
Gutes Mineralfutter sollte allerdings zugefüttert werden, um den Nährstoffbedarf zu sichern. Aus seiner Heimat kennt er lediglich karge Weiden, was bei der Fütterung entsprechend berücksichtigt werden sollte.
Zu fetthaltiges Futter in Form von saftigen Graswiesen bekommt dem Criollo nicht unbedingt. Heu und Stroh kommen ihm eher entgegen.
Erziehung und Pflege
Erziehung
Der Criollo ist hinsichtlich der Erziehung ein angenehmes Pferd. Er macht genau das, was von ihm verlangt wird, nicht mehr und nicht weniger. Er ist lernfähig und intelligent, dabei aber nicht dickköpfig, sondern dem Menschen zugewandt.
Die Ausbildung und Erziehung des Kleinpferdes ist mit etwas Pferdeerfahrung eine dankbare Aufgabe. Unterschätzt werden darf beim Criollo allerdings nicht sein Arbeitswille.
Er möchte gerne mit dem Menschen arbeiten und gefallen, diese Bedürfnisse sollten erfüllt werden.
Aufgrund seiner ausgeprägten Trittsicherheit eignet er sich in Kombination mit seinem freundlichen und ruhigen Wesen perfekt als Familienpferd und für Wanderritte.
Seine Ausdauer prädestiniert ihn zudem für Distanzritte. Bestimmte Linien verfügen außerdem über einen cow sense und haben ein gutes Gespür für die Arbeit mit Rindern. Entsprechend beliebt ist der Criollo mittlerweile bei Westernreitern.
Denkbar sind auch aufgrund seiner schnellen Auffassungsgabe Zirkuslektionen und Clickertraining.
Pflege
Der Criollo verfügt über stahlharte Hufe und muss nur in seltenen Fällen beschlagen werden. Es kommt nicht selten vor, dass ein frisch importierter Criollo über einen extrem kurzen Schweif verfügt.
Die Gauchos schneiden ihren Pferden die Schweife so kurz wie möglich, damit die Arbeitspferde mit diesen nicht in Gebüschen und Sträuchern hängen bleiben.
Eine Maßnahme, die rein der Zweckmäßigkeit und weniger der Optik dient. Problematisch ist der fehlende Schweif für die Pferde besonders im Sommer.
Sie sind nicht in der Lage lästige Insekten zu vertreiben und diesen schutzlos ausgeliefert. Ein großer Stress für die Pferde. Pferde, die in den Sommermonaten importiert werden, können zur Erleichterung eine Fliegendecke angezogen bekommen oder alternativ die Zeit, in denen Insekten besonders aktiv sind, im Stall verbringen.
Im Sommer sollte der Criollo wie jedes andere Pferd regelmäßig nach Zecken abgesucht werden. Zeckenerkrankungen wie Borreliose sind bei Pferden in den letzten Jahren immer häufiger aufgetreten.
Gesundheit und typische Krankheiten
Der Criollo ist ausgesprochen zäh und robust. Rassetypische Erkrankungen gibt es bei dieser Pferderasse keine.
Wird der Criollo allerdings nicht entsprechend seiner Natur bewegt und gefüttert, kann auch er wie jedes andere Pferd zu Übergewicht, Stoffwechselerkrankungen oder Verdauungsproblemen neigen.
Einige Importpferde können je nach Region, aus der sie stammen, zu Sommerekzem neigen. Kontinental gezogene Pferde haben mit Sommerekzem keine Probleme.
Lebenserwartung des Criollos
Der Criollo ist eine langlebige Pferderasse und kann bei guter Pflege problemlos 30 Jahre alt werden. Nicht wenige Criollos werden älter als 40 Jahre.
Pferderasse Criollo kaufen
Wenn Du Dich entschieden hast, ein Pferd zu kaufen und es soll ein Criollo sein, werden sich vermutlich einige Fragen auftun. Soll es ein reinrassiger Criollo sein oder wäre auch ein Mestizo denkbar?
Beide Pferdetypen sind in Deutschland schwierig zu erwerben. Am besten nimmst Du Kontakt zu einem seriösen Züchter oder zum Züchterverband auf und erkundigst Dich dort, ob es verfügbare Verkaufspferde gibt.
Wenn auch ein Import für Dich denkbar wäre, findest Du beim Zuchtverband die passenden Ansprechpartner. Hier musst Du zusätzlich zum Kaufpreis Kosten für den Import einkalkulieren.
Für Deinen Criollo musst Du allerdings etwas Geld in die Hand nehmen. Ein reinrassiger Criollo kann, auch wenn er kontinental gezogen wurde, mindestens 5000 EUR kosten, tendenziell sogar mehr.
Es wird immer wieder davon abgeraten, aus Südamerika importierte Pferde zu kaufen. Die Strapazen auf dem Schiff oder im Flugzeug können für viele Pferde traumatisierend sein.
Mittlerweile gibt es in Europa zahlreich seriöse Züchter, die reinrassige und typgemäße Criollos züchten.
Entscheidungshilfe
Der Criollo ist das perfekte Pferd für Dich, wenn Du auf der Suche nach einem Partner fürs Westernreiten, Distanzreiten, Wanderreiten oder einfach nur für lange gemütliche Ausritte suchst.
Seine Ausdauer und Trittsicherheit, egal wie unwegsam das Gelände ist, werden Dich beeindrucken. Dir sollte allerdings bewusst sein, dass der Criollo aufgrund seiner Größe und seines Fundaments kein Gewichtsträger ist.
Für große und schwere Reiter ist er nicht die richtige Rasse. Mit dem Criollo bekommst Du ein Pferd, dass Dich in keiner Lebenslage enttäuschen und immer das machen wird, was Du von ihm verlangst.
Seine Gelehrigkeit und Freundlichkeit sind die großen Stärken des kompakten Kleinpferdes.
Eine sehr schöne Beschreibung dieser genialen Rasse, allerdings stört das Bild vom weißen Araber 🙁
Ein schönes Bild von einem Criollo wäre hier angebrachter. VG petra
Hallo Petra,
vielen Dank für den Hinweis! Wir haben das Foto ausgetauscht.
Liebe Grüße