Kaltblüter gelten als sanftmütige Riesen. Tatsächlich brechen Kaltblutpferde sämtliche Rekorde, wenn es um Gewicht und Stärke geht. Warum tragen Pferde die Bezeichnung Kaltblut? Welche Kaltblutpferderassen gibt es? Diese und weitere spannende Fragen beantworten wir Dir jetzt.
Was ist ein Kaltblüter?
„Big Jake“ war das bisher größte Pferd der Welt. Der Riese zählte mit einem Gewicht von mehr als 1.000 Kilo und einer Größe von 2,10 Meter zu den Kaltblutpferden. So wie Big Jake zeichnen sich alle Kaltblüter durch ihre Größe, Gelassenheit und Kraft aus. Durch die Adern der Muskelprotze fließt demnach kein kaltes Blut. Während die leichten und wendigen Warmblüter zum Reiten von Vorteil sind, beeindrucken Kaltblutpferde eher als Kutsch- oder Zugpferde sowie in Paraden oder Shows. Aufgrund der gutmütigen Wesenszüge kommen die Riesen auch als Therapie- oder Familienpferde zum Einsatz.
Wie sieht ein Kaltblut aus?
Im Durchschnitt haben die Pferde eine Körpergröße von 1,65 Meter und ein Gewicht von ungefähr 750 Kilo. Es gibt Kaltblüter, die noch viel mehr Gewicht auf die Waage bringen. Das Erscheinungsbild der Kaltblutpferde ist gekennzeichnet durch einen kräftigen Kopf, starken Knochenbau, üppigen Behang, schwere Hufe und massige Gliedmaßen. Dieser Riesenkörper benötigt hochwertiges Futter, um agil und gesund durchs Pferdeleben zu gehen. In dem Beitrag „Physiologisches Wissen und gesundes Pferdefutter – so bleibt Dein Vierbeiner gesund“ beleuchten wir die wichtigsten Aspekte.
Eine bewegte Geschichte – Herkunft der Kaltblüter
Es existieren verschiedene Theorien zur Entstehungsgeschichte der warmherzigen Kraftpakete. Eine Quelle besagt, dass die Pferde aufgrund ihrer Kraft in Schlachten genutzt wurden. Kaltblutpferde dienten im Krieg dazu, ihre Reiter mit schwerem Panzer durch die Schlacht zu bringen. Heutzutage schleppen die Pferde keine gepanzerten Krieger mehr, aber schwere Reiter tragen sie mühelos. Deshalb gelten die Pferde auch in der gegenwärtigen Zeit als Gewichtsträger. Eine andere Theorie geht davon aus, dass die heutigen Kaltblutpferde aus Zug- und Tragpferden hervorgingen.
Das Kaltblut heute – Arbeitstier mit außergewöhnlichen Fähigkeiten
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war die Nutzung der sanften Riesen weit verbreitet. Im Bergbau, vor der Kutsche und in der Forst- und Landwirtschaft schätzten Menschen die Gelassenheit und Kraft dieser Pferde. In der heutigen Zeit rücken Kaltblutpferde Holz. Sie helfen dort aus, wo schwere Fahrzeuge nicht hinkommen. Auch vor der Kutsche behaupten sich die gutherzigen Muskelpakete. In einem Artikel der Süddeutschen Zeitung kannst Du lesen, wie wertvoll die Arbeit der Riesen beim Holzrücken ist.
Welche Kaltblutrassen gibt es?
Das Kaltblutpferd ist keine Pferderasse, sondern eine Kategorie von Pferden, die sich durch Stärke und Sanftmut auszeichnen. Die meisten von ihnen beeindrucken durch Gewicht und Größe. Dennoch gibt es Züchtungen, die durch einen weniger massigen Körperbau als Reitpferde geeignet sind. Ein leichter Kaltblüter ist zum Beispiel der Schweizer Freiberger. Außerdem zählen folgende Rassen zu den Kaltblutpferden:
- Schwarzwälder Fuchs
- Belgier
- Shire Horse
- Bretone
- Percheron
- Schleswiger
- Süddeutsches Kaltblut
- Ardenner
- Clydesdale
- Boulonnais
- Jütländer
- Noriker
- Brabanter
- Auxois
- Altmärkisches Kaltblut
- Wladimirer Traktorenpferd
- Finnpferd
- Anglo-Normanne
- Suffolk Punch
- Muraközer
In unserem Beitrag über Pferderassen beschreiben wir ausführlich beliebte Kaltblutpferde.
Kaltblüter kaufen – So findest Du Dein Pferd
Kaltblüter sind verlässliche Kumpel für Arbeit und Freizeit. Doch vor der Anschaffung eines Kaltbluts solltest Du einiges bedenken. Wegen der enormen Stärke und des hohen Gewichts nimmt die Erziehung eine bedeutende Rolle ein. Niemand möchte, dass der 800-Kilo-Koloss seinen Besitzer über den Hof schleift.
Gesundes Kaltblut durch hochwertige Ernährung
Ein weiterer Aspekt ist die Ernährung, denn der Riese braucht große Futtermengen. Der massige Körper hat einen anderen Bedarf an Spurenelementen und Mineralstoffen als die leichteren Warm- oder Vollblüter. Deshalb ist es für Kaltblüter besonders wichtig, ein ausgewogenes Futter zu bekommen. Leider sind Kaltblutpferde oft von Nährstoffmangel und Übergewicht betroffen. Hole Dir Informationen bei kompetenten Züchtern und Tierärzten ein.
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Fazit: Kaltblut – sanftes Herz, wilde Mähne
Die sympathischen Kolosse haben kein kaltes Blut in den Adern, sondern punkten mit ihrer entspannten Wesensart. Sie eignen sich ausgezeichnet für alle Tätigkeiten, bei denen sie ihre Kräfte spielen lassen können. Beim Holzrücken, vor dem Pflug und vor der Kutsche sind Kaltblutpferde zu außergewöhnlichen Leistungen fähig. Auch beim Reiten erfreuen sich die Riesen als Familienpferde großer Beliebtheit. Wer einem Kaltblut eine Chance als Freizeitpferd gibt, dem ist ein Platz im Herzen des sanften Giganten gewiss.
FAQ: Die Antworten zu häufig gestellten Fragen
Die Begriffe Kaltblut und Warmblut entstanden nicht aufgrund der Körpertemperatur von Pferden. Ob eine Rasse dem Warmblut oder Kaltblut zuzuordnen ist, steht im Zusammenhang mit dem Körperbau sowie Temperament. Besitzt die Rasse heißblütige Wesenszüge, handelt es sich meist um ein Warmblut. Ruhige und entspannte Tiere zählen eher zu den Kaltblütern.
Wie viel Kilo ein Kaltblut tragen kann, hängt vorrangig vom Gewicht des Pferdes ab. Kaltblutpferde zeigen bei Reitern mit einem Gewicht von bis zu 20 Prozent des Pferdegewichts keine Zeichen von Überforderung. Demnach kommt zum Beispiel ein 600-Kilo-Pferd mit einem 120-Kilo-Reiter gut klar. Beim Holzrücken kann der Koloss einen Stamm bewegen, der so schwer ist wie ein halbes Auto. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass die Pferde in der Lage sind, das eigene Körpergewicht hinter sich herzuziehen.
Wenn Du das Muskelpaket als Reitpferd nutzen möchtest, solltest Du das hohe Eigengewicht des Pferdes beachten. Beim Reiten halten die starken Riesen längst nicht so viel aus, wie es scheint. Zudem brauchen Reiter etwas mehr Zeit für einen Ausritt, denn bei Kaltblutpferden geht es eher gemächlich zu. Noriker sowie Schweizer Freiberger sind Rassen, die zum Reiten gut geeignet sind.