Herdenschutzhunde verdienen sich den Namen aus ihrem Tätigkeitsgebiet heraus. Die meist großen und kräftigen Hunderassen sind speziell dazu gezüchtet, eine Herde Nutztiere vor anderen Tieren oder teilweise auch anderen Menschen zu schützen. Sie sind dabei überaus mutig und können sich zuweilen auch körperlich durchsetzen, sofern es darauf ankommt. So sind manche Herdenschutzhunde sogar in der Lage, Wölfe und Bären abzuwehren. Sie arbeiten dabei häufig im Verbund.
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Der Herdenschutzhund im Kurzportrait
Seit einigen Jahren findet man sie auch vermehrt in Deutschland: Die Herdenschutzhunde. Das hat einen Grund und der heißt Wolf. Denn die Wölfe sind seit einigen Jahren auch in Deutschland wieder auf dem Vormarsch, wo sie vormals verdrängt und ausgerottet wurden. Neben angenehmen Seiten wie etwa Artenvielfalt, führt das jedoch auch zu Problemen, denn kaum etwas ist für einen Wolf leichtere Beute als ein Schaf auf einer Koppel.
Da Schafe aber viel bewegt werden, wäre es ein utopisches Unterfangen, sie sicher einzuzäunen. Die günstigere und bewährtere Methode liegt im Herdenschutzhund, beziehungsweise meist gleich in mindestens drei von ihnen, die gemeinsam das Wohl und die Unversehrtheit einer Herde im Blick haben. Denn darauf sind sie gezüchtet.
Der Herdenschutzhund und seine Aufgabe
Während der Schäferhund die Herde zusammentreibt und beisammenhält, bewacht der Herdenschutzhund die gesamte Herde. Er ist dabei überaus wachsam und vor allem selbstständig. Gute Schutzhunde werden so ausgebildet, dass sie niemals von sich aus über den kleinen Herdenschutzzaun springen dürfen, über den sie locker kämen. Geht ein fremder Mensch an diesem Zaun entlang, wird der Hund diesen fixieren, über die gesamte Zaunlänge verfolgen und gegebenenfalls auch durch Bellen deutlich machen, dass er sich fernzuhalten hat. Die anderen Hunde bleiben bei der Herde und haben die anderen Richtungen im Blick. Bei einer echten Gefahr wie einem Wolf tun sie sich zusammen und machen sich körperlich und verbal sehr bemerkbar.
In der Ausbildung werden bereits die Welpen dieser Schutzhunde häufig im Herdenverbund sozialisiert und machen ihre ersten Schritte zwischen den Schafen (oder anderen Tieren), auf die sie später aufpassen werden.
Sie unterscheiden sich auch in einem wesentlichen Punkt von vielen Artgenossen, denn sie kommen sehr gut ohne viel menschliches Zutun aus. Haben sie ihre Aufgabe, verfolgen sie diese unabhängig davon, ob Menschen in der Nähe sind oder nicht. Diese immense Selbstständigkeit ist beeindruckend, wenn man sich ansieht, wie sehr andere Hunde an ihre Menschen gebunden und von ihnen abhängig sind. Ein Herdenschutzhund braucht dagegen gegebenenfalls nichtmal ein Halsband.
Ein paar Mischformen gibt es auch. So ist beispielsweise der Deutsche Schäferhund ein Hund, der potenziell beide Aufgaben erledigen kann, während die meisten anderen Schäferhunde eher weniger als Schutzhunde zu gebrauchen sind.
Welche Rassen zählen zu den Herdenschutzhunden?
Bekannte Herdenschutzrassen sind etwa:
- Kangal Hirtenhund
- Kuvasz
- Französischer Pyrenäenberghund
- Maremmano Abruzese
- Kaukasischer Owtscharka
- Owczarek Podhalanski
- Sarplaniac
Kann man einen Herdenschutzhund als „normalen“ Hund halten?
Um das vorwegzunehmen: hierzu gibt es geteilte Meinungen. Und, um das ebenfalls vorwegzunehmen: es gibt Rassen, bei denen es für den Städter schwierig sein wird, sie in der Stadt artgerecht zu halten. Zu denen zählen mit Sicherheit auch reine Herdenschutzhunde, wie etwa der türkische Kangal. Solchen mit einer Stadtwohnung ein geeignetes Zuhause zu bieten, ist quasi unmöglich und wir raten dringend davon ab. Auch sind diese Hunde so sehr auf die Erfüllung ihrer Funktion trainiert, dass sie ohne ihre Herde immer nach einer anderen Möglichkeit suchen werden, ihre Aufgabe zu erfüllen. Das ist erzieherisch mehr als anspruchsvoll und endet schnell im Desaster.
Besondere Vorsicht gilt übrigens hier auch bei Hunden, welche über den Tierschutz zu uns nach Deutschland gelangen. Während seriöse Vermittler natürlich nicht einfach einen Herdenschutzhund an eine unwissende Person vermitteln würden, kommt das bei den Unseriöseren durchaus vor. Und spätestens, wenn der vermittelnde Tierschutz selbst nicht Bescheid weiß, passiert das immer wieder. Denn nicht alle Herdenschutzhunde sehen groß und gefährlich aus. Gerade als Welpen sind sie so flauschig und fluffig wie alle möglichen anderen Rassen. Bei nicht artgerechter Haltung in einer Stadtwohnung ist der „Problemhund“ jedoch mehr oder weniger vorprogrammiert.
Davon abgesehen sollte ein Hundekauf niemals unüberlegt sein. Von den Kosten bis hin zu den Schwierigkeiten, die ein Hund bereiten kann, überschätzen sich viele Menschen.
Herdenschutzhunde – Keine Wohnzimmerhunde
Herdenschutzhunde sind beeindruckender Hunde, nicht nur aufgrund ihrer gewaltigen und imposanten Erscheinung. Wie kaum ein anderer Hund geht ein Herdenschutzhund seiner Aufgabe nach – alleine und ohne menschliches Zutun. Für seine Herde ist er jederzeit bereit, alles in die Waagschale zu werfen. Das macht ihn zum perfekten Aufpasser für Schafe und andere Herden, der sich furchtlos Wölfen entgegenstellt. Als Haustier scheidet er damit jedoch auch aus, denn die menschlich, städtische Umgebung ist nichts für ihn.
FAQ zu Herdenschutzhunden
Bekannte Rassen sind beispielsweise der Kangal Hirtenhund, der Kuvasz, der Französischer Pyrenäenberghund, der Maremmano Abruzese, der Kaukasischer Owtscharka, der Owczarek Podhalanski oder der Sarplaniac.
Nein, davon ist in den allermeisten Fällen abzuraten, da die Tiere nicht artgerecht gehalten werden können und es so schnell zu Problemen kommt.
Herdenschutzhunde sind für Menschen normalerweise nicht gefährlich. Man sollte jedoch nicht versuchen, sich ihrer Herde über den Zaun hinweg zu nähern.