Bei der potenziell lebensbedrohlichen Krankheit Leptospirose handelt es sich um eine bakterielle Infektion mit sogenannten Leptospiren. Diese fadenförmigen Bakterien lösen eine Multiorganerkrankung beim Hund aus. Lange Zeit schien die Leptospirose beim Hund eingedämmt, doch seit einigen Jahren häufen sich die Fälle in den Tierarztpraxen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kennt die Wissenschaft mehr als 250 verschiedene Erregerstämme. Für den Hund gefährlich sind hiervon jedoch nur zehn. Prinzipiell kann die Leptospirose nicht nur den Hund befallen. Auch andere Tiere sind betroffen. So etwa Füchse, Schweine, Rinder, Igel oder Nagetiere wie Ratten und Mäuse. Vergleichsweise selten betrifft die Erkrankung Katzen. Auch auf den Menschen sind die Erreger übertragbar, sodass die Leptospirose zu den sogenannten Zoonosen zählt. Da von einer Infektion ein besonders hohes Gesundheitsrisiko ausgeht, ist es zwingend notwendig, bei ersten Anzeichen einer Leptospirose beim Hund umfangreich zu diagnostizieren.
Verdacht auf Leptospirose beim Hund – so erkennst Du eine Infektion!
Die Symptome einer Leptospirose können sehr unterschiedlich ausfallen. Sie sind von verschiedenen Faktoren abhängig. Zu diesen zählen der Erregertyp, das Alter des Hundes, potenzielle Vorerkrankungen und nicht zuletzt auch der Impfstatus. In einigen Fällen bleibt die Erkrankung aufgrund fehlender Symptome unentdeckt. Sie bricht nicht aus und verläuft stumm. Andere Hunde haben dagegen leichte Beschwerden und wieder andere Hunde können sehr schwere Symptome aufweisen. Kommt es zu einem akuten Krankheitsverlauf, verbreiten sich die Bakterien bereits einen Tag nach der Ansteckung im Blut des betroffenen Hundes. Gleichzeitig vermehren sich die Leptospiren. In den meisten Fällen befallen sie die Nieren und die Leber. In besonders schweren Fällen werden auch die Augen, Geschlechtsorgane, die Milz und das zentrale Nervensystem angegriffen. Die ersten klinischen Symptome treten schließlich nach zehn bis 14 Tagen auf:
- Futterverweigerung
- Durchfall beim Hund
- Dehydration
- Mattigkeit
- Gelbsucht
- Erbrechen
- Fieber
- Atemnot
- Husten
- erhöhter Harnabsatz
Werden betroffene Tiere nicht umgehend behandelt, kann es zu einem Leber- oder Nierenversagen kommen, woraufhin der Tod folgt. In vielen Fällen wird die Leptospirose jedoch nicht sofort erkannt. Dies liegt insbesondere an den unspezifischen Symptomen. Dementsprechend hoch ist die Mortalitätsrate. 20 bis 50 Prozent aller schwer erkrankten Hunde versterben. Bei Welpen liegt die Sterblichkeitsrate noch höher.
Wie sich der Hund mit Leptospiren ansteckt
Vielfach stecken sich Hunde durch abgestandenes Wasser an. Dies kann mitunter durch den Urin infektiöser Tiere kontaminiert sein. So sind Tümpel, Sümpfe und Pfützen vor allem im Sommer und im Frühherbst ein großer Infektionsherd. Bedingt durch das feucht-warme Millieu sind sie ein optimaler Nährboden für die Bakterien, die hier auch noch wochen- oder monatelang außerhalb des Wirts überleben. Spielt oder trinkt der Hund in dem jeweiligen Gewässer, dringen die Bakterien durch kleinste Verletzungen oder über die Schleimhäute im Mund- und Nasenbereich direkt in die Blutbahn ein.
Zu erwähnen sei, dass Leptospiren in der Umwelt überwiegend durch Reservoirwirte verbreitet werden. In den meisten Fällen erkranken diese Wirte nicht oder nur sehr leicht, scheiden die Bakterien aber ein Leben lang über ihren Urin aus. Hierzu zählen Wildtiere wie Feldmäuse, Ratten, Wildschweine, Füchse oder Igel. Auch Hunde, bei denen eine stumme Infektion ohne Krankheitsanzeichen oder Ausbrüchen erfolgte, scheiden die Erreger lebenslänglich aus und sind somit infektiös.
Behandlung einer Leptospirose beim Hund
Die Ausbreitung der Bakterien im Hund und die Ausscheidung dieser kann nur durch eine geeignete antibiotische Therapie gestoppt werden. Ist der Hund besonders schwer erkrankt, kann mitunter ein stationärer Aufenthalt in einer Tierklinik notwendig sein. In solchen Fällen ist meist eine intensivmedizinische Betreuung erforderlich. Bei zügiger Behandlung einer Leptospirose beim Hund sehen die Heilungschancen eigentlich sehr gut aus. Prinzipiell raten Tierärzte zu einer Impfung des Hundes gegen Leptospirose. Auch die StiKo Vet zählt die Leptospirose Impfung zu den Core-Impfungen. Grund hierfür ist unter anderem, dass es unmöglich ist, sämtliche Reservoirwirte zu kontrollieren.
Die bisher verfügbaren Impfstoffe schützen gegen zwei verschiedene gefährliche Erregertypen. Da es deutschlandweit eine recht gute Durchimpfungsrate gibt, konnte die Erkrankung weitgehend eingedämmt werden. Geht man jedoch nach aktuellen Studien, gibt es zwei neue Stämme, die sich auch hierzulande ausbreiten und für etliche Neuinfektionen beim Hund verantwortlich sind. Diesbezüglich gibt es seit 2015 einen neuen, erweiterten Impfstoff. Generell ist der neue Impfstoff dem alten zu bevorzugen. Für die vollständige Grundimmunisierung sind zwei Impfgaben in einem Abstand von drei bis vier Wochen notwendig. Die Erstimpfung kann ab der achten Lebenswoche des Hundes erfolgen.
FAQ’s zum Thema Leptospirose beim Hund
Ob die bakterielle Infektion heilbar ist, ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig. Beispielsweise das Alter des Hundes oder auch die Verlaufsform. Subakute Infektionen können durch eine rechtzeitige Behandlung sehr gut geheilt werden, während perakute Infektionen nicht selten tödlich enden.
In den meisten Fällen infizieren sich Hunde durch den direkten Kontakt mit bereits infizierten Tieren. Des Weiteren sind Infektionen während der Paarung, im Mutterleib, durch Hautwunden, Bisse oder eine kontaminierte Umwelt (Wasser) möglich.
Empfehlenswert sind sogenannte 6-fach-Impfungen gegen HCC, Parvovirose, Staupe, Tollwut, Zwingerhusten und Leptospirose. Die Kosten hierfür belaufen sich auf circa 50 bis 70 EUR.
Eine Meldepflicht besteht, sofern sich Menschen mit den Bakterien infizieren, seit 2001. Ausgehend von den meldepflichtigen Tierkrankheiten ist die Leptospirose nur bei Schafen und Schweinen, nicht aber bei Hunden meldepflichtig.
Infizierte Menschen können über mehrere Wochen hinweg ansteckend sein. Allerdings übertragt sich die Infektion nur selten von Mensch zu Mensch. Wahrscheinlicher ist, dass sich der Mensch beim Tier ansteckt. Hunde sind bis circa sieben Tage nach dem letzten kleinsten Symptom der Infektion ansteckend. Bei stummen Verläufen ohne Krankheitsausbruch können Hunde auch ein Leben lang ansteckend sein.