Dass Mönchspfeffer Pferd und Mensch guttut, ist schon lange bekannt. Doch bevor Wissenschaftler das komplette Wirkspektrum des Gewächses erforschten, beschränkte sich sein Einsatz auf ein ganz bestimmtes Gebiet. Welches das war, verraten sowohl die botanische Bezeichnung als auch zahlreiche Trivialnamen der Lippenblütler-Pflanze.
Mönchspfeffer als Aromaträger mit verblüffender Nebenwirkung
Der wissenschaftliche Begriff für Mönchspfeffer lautet Vitex agnus-castus. Darin steckt das lateinische Wort castus, das so viel bedeutet wie „rein“. Seine Verwendung gründet auf der Gewohnheit, die Pflanze als lusthemmendes Mittel einzusetzen. Davon zeugen auch Beinamen wie Keusch-Lamm oder Keusch-Baum.
Erkenntnisse über die erstaunliche Wirkung des Gewächses sind schon in alten Klosterschriften festgehalten. Hier werden die aromatischen Samen der Früchte als Würzmittel empfohlen; es finden sich aber auch Hinweise zum anaphrodisierenden Effekt der Pflanze.
Dieser zweifache Nutzen kam den Klosterbewohnern doppelt zu Gute: Einerseits verfeinerte das scharf-würzige Aroma die kargen Speisen der Mönche; andererseits drosselte es ihre Libido – sodass den Klosterbrüdern das enthaltsame Leben leichter fiel. Die volkstümliche Bezeichnung Mönchspfeffer spiegelt diese Verwendung anschaulich wieder.
Mönchspfeffer als lusthemmendes und allgemein stärkendes Mittel
Worauf die Wirkung der köstlich-wohltuenden Samenkörner beruhte, war den Mönchen nicht bewusst; doch sie erkannten, dass sich das Hausmittel auch anderweitig nutzen ließ. Den Bauern der Umgebung empfahlen sie Mönchspfeffer, um bei Pferd oder Esel sowie bei Schafen, Rindern und Ziegen den Fortpflanzungstrieb zu drosseln.
Dabei rieten sie, bevorzugt männliche Tiere zu behandeln, damit sie umgänglicher werden. Zu diesem Zweck kamen nicht nur die Früchte und Samen der Pflanze, sondern auch ihre Blätter und Blüten zum Einsatz. Und die erzielten beim Verfüttern eine Reihe höchst willkommener Nebenwirkungen.
Der Mönchspfeffer, den ein Pferd oder sonstiges Tier gefressen hatte, milderte nicht nur den Decktrieb und die damit verbundene Unruhe bzw. Aggressivität – sondern hatte auch positiven Einfluss auf:
- Übergewicht,
- Antriebslosigkeit,
- Reizbarkeit
- Muskelschwund und
- brüchige Knochen
Die Gesamtheit ihrer Effekte machte die Pflanze zu einem beliebten Futtermittel-Zusatz. Neben den HalterInnen männlicher und älterer Tiere profitierten auch Zucht- und Großställe von ihrer vielfältigen Wirkung. Welche Stoffe im Mönchspfeffer dem Pferd die beschriebenen Vorteile bringen, fanden Forscher jedoch erst spät heraus.
Mönchspfeffer aus wissenschaftlicher Sicht
Heute wissen Pflanzen- und Heilkundler, dass in allen Teilen des strauchartigen Gewächses
- ätherische Öle
- bizyklische Diterpene,
- Iridoidglykoside,
- lipophile Flavonoide,
- Öl- und Linolsäure sowie
- Triglyceride
stecken. Einige dieser Bestandteile wirken direkt auf die Hypophyse – einen etwa erbsengroßen Teil des Gehirns, der die Hormon-Produktion steuert. Er regt den Körper zur Bildung verschiedener Botenstoffe an; darunter Endorphine für das Glücksempfinden und Oxytocin zur Schmerzbekämpfung.
In pubertierenden und erwachsenen Organismen setzt die Hypophyse Prolaktin frei – jenes Hormon, das die Libido und alle damit zusammenhängenden Funktionen reguliert. Es ist verantwortlich für:
- Erektions-Vermögen
- Eisprung
- Milchfluss
- den Drang, sich fortzupflanzen bzw. Junge aufzuziehen.
Medikamente oder Pflanzenwirkstoffe können den Prolaktin-Spiegel verändern. Von Mönchspfeffer ist bekannt, dass er bei Pferd und Mensch die annähernd gleiche Wirkung hat. Eine ausreichend hohe Dosis senkt die Hormon-Ausschüttung soweit, dass verschiedene Prozesse im Körper verlangsamt oder sogar gestoppt werden.
Anwendungsgebiete von Mönchspfeffer in der Pferde-Heilkunde
Die Eigenschaften der Pflanze lassen sich gezielt nutzen, um das Wohlbefinden, den Allgemeinzustand und die Gesundheit deines Pferdes zu stärken. Achte dabei auf hochwertige Produkte mit BIO-Siegel und bevorzuge Frischware oder schonend gewonnene Extrakte. Hier sind die wertvollen Inhaltsstoffe für deinen Vierbeiner leichter verfügbar als in stark verarbeiteten Darreichungsformen. Mögliche Anwendungsgebiete von Mönchspfeffer im Veterinär-Bereich sind:
Mönchspfeffer zur Steigerung des Zuchterfolgs
Sowohl bei Tieren wie beim Menschen hat sich Mönchspfeffer bewährt, um Zyklus-Störungen zu behandeln oder die Empfängnisbereitschaft zu erhöhen. Wenn du möchtest, dass deine Stute ein Fohlen austrägt, ist das Gewächs ein möglicher Booster für Deck-Erfolge; es darf jedoch nicht während der Trächtigkeit verfüttert werden.
Mönchspfeffer gegen Parasitenbefall
Neben vielen anderen Effekten wurde der Pflanze auch eine repellente Wirkung nachgewiesen; d.h. dass die Einnahme von Mönchspfeffer ein Pferd vor Mücken, Zecken und anderen Blutsaugern schützen kann.
Mönchspfeffer bei PPID
Ein weiteres großes Einsatzgebiet findet Mönchspfeffer bei der unterstützenden Behandlung des Equinen Cushing Syndroms – kurz ECS, Cushing oder auch PPID genannt. Diese Hormonstörung betrifft vor allem ältere Tiere und wird durch zu viel gutes Futter bei zu wenig Bewegung ausgelöst. Die Symptome spannen einen breiten Bogen und sind es wert, näher beleuchtet zu werden. In einem später folgenden Beitrag zur Pferdegesundheit und -Pflege erfährst du mehr darüber.
Mönchspfeffer ganz klassisch angewandt
Die Bedeutung als anaphrodisierendes Mittel ist bis heute ungebrochen. In dieser Funktion hat sich das Gewächs besonders bei hengstigen Wallachen bewährt. Ihr ausgeprägter Sexual- und Sozialtrieb macht die Integration in eine Herde schwierig. Mit Mönchspfeffer kann ein solches Pferd am Aufspringen und Dominieren gehindert werden. Dazu musst du dich jedoch sehr genau über die nötige Dosierung informieren – denn zu geringe Gaben können die Libido sogar steigern und unerwünschte Verhaltensweisen verstärken.
FAQ – häufig gestellte Fragen zu Mönchspfeffer für Pferde
Das war viel – aber noch längst nicht alles, was es über die Inhaltsstoffe, Wirkung und Anwendungsgebiete von Mönchspfeffer zu sagen gibt. Um jedem Pferd die optimale Behandlung zu geben, solltest du dich ausführlich beraten lassen. Zur Auffrischung hier noch einmal die wichtigsten Infos in Kürze:
Mönchspfeffer ist eine strauchartige Pflanze mit großen dunkelgrünen Blättern und pastellfarbenen, stark duftenden Blüten. Sie bildet kleine schwärzliche Früchte, die wie Pfefferkörner aussehen und ein ähnliches Aroma haben.
Nach neuestem wissenschaftlichem Stand wirken die komplexen Inhaltsstoffe der Pflanze auf das Hormon-Zentrum des Gehirns. Hier regulieren sie die Ausschüttung von Prolaktin – einem Sexual-Stoff, der die Libido und zahlreiche Fortpflanzungs-Funktionen steuert.
Mönchspfeffer kann bei Pferd und Mensch hormonell bedingte Störungen lindern; darunter Schwächezustände und Abbau-Prozesse. Im Veterinär-Bereich wird die Pflanze als lusthemmendes Mittel eingesetzt, um die Haltung männlicher Tiere zu erleichtern.
Die Erzeugnisse sollten aus biologischer Produktion stammen und möglichst schonend verarbeitet worden sein. Im Idealfall greifst du auf frischen Mönchspfeffer zurück, wie ihn das Pferd auch in der Natur finden würde.
Die Dosierung von Mönchspfeffer muss auf den individuellen Bedarf des Pferdes abgestimmt werden. Lass dich hierzu von einem erfahrenen Tierarzt oder Pflanzenkundler beraten.
Als Naturprodukt mit herausragenden Eigenschaften ist Mönchspfeffer für das Pferd quasi konkurrenzlos. Da der Einsatz jedoch gewisse Kenntnisse voraussetzt, bieten viele Tierärzte gebrauchsfertige Hormon-Präparate an. Ihr Vorteil liegt in einfacher Dosierung und langjährig erforschter Wirksamkeit.
1 Gedanke zu „Mönchspfeffer für Pferd und Reiter – ein pflanzlicher Allrounder der Tier- und Menschen-Heilkunde“