Nicht nur bei Menschen sind die ersten Entwicklungsphasen von großer Bedeutung – auch Welpen lernen in dieser Zeit rapide. Besonders die kürzere Entwicklungszeit der Vierbeiner macht es essentiell, dass Züchter ihre Verantwortung ernst nehmen! In diesen Phasen entwickeln sich Welpen von einer starken Abhängigkeit zur Mutter zu selbstbewussten Vierbeinern. Das ermöglicht ihnen, ihre Umgebung mit Neugier zu erkunden und die ersten Regeln bezüglich eines richtigen Sozialverhaltens zu erlernen.
Entwicklungsphasen von Welpen
Neonatale Phase (Woche 1-2)
In dieser Phase sind Welpen noch vollständig auf ihre Mutter angewiesen. Sie können weder hören noch sehen und auch ihr Geruchssinn ist noch nicht richtig entwickelt.
Übergangsphase (Woche 3)
Die Augen der Welpen öffnen sich und auch das Gehör beginnt sich zu entwickeln – die kleinen Welpen werden ein wenig selbstständiger.
Prägungsphase (Woche 4-7)
Erst in der 4. Woche sind die Sinne der Welpen vollständig entwickelt. Jetzt können sie ihre Mutter sowie Geschwister erkennen und sind bereit, ihre Umgebung vorsichtig zu erkunden!
In dieser Phase können die zukünftigen Halter ihren Vierbeiner das erste Mal besuchen. Das hat den Vorteil, dass der Welpe sich seinen Besitzer geruchlich, akustisch und optisch einprägen kann. Wenn der Welpe nach ein paar Wochen umzieht, kann er seinen Besitzer wiedererkennen und fühlt sich sicherer.
Auch der Züchter kann in dieser Phase einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der Welpen leisten. In der Prägungsphase sind Hunde besonders lernfähig und sollten in möglichst vielen Bereichen desensibilisiert werden. Das geschieht beispielsweise dadurch, dass der Welpe unterschiedlichen Geräuschen ausgesetzt wird. Beispiele hierfür können die Betätigung eines Mixer oder Staubsauger darstellen. Es ist ebenso wichtig, dass der Welpe viele verschiedene Menschen kennenlernt – noch während er sich unter dem Schutz seiner Mutter befindet.
Sozialisierungsphase (Woche 8-12)
Nach der Verarbeitung der ganzen neuen Eindrücke in der Prägungsphase beginnen Hunde, spielerisch den Umgang mit anderen Artgenossen und auch Menschen auszutesten. Auf Basis dieses Trial-and-Error Verfahrens fangen sie an, verschiedene Regeln zu verstehen.
In dieser Phase werden Hunde stark durch ihre Sozialpartner beeinflusst und entwickeln eine eigene Persönlichkeit. Das hat den großen Vorteil, dass sich besser einschätzen lässt, welcher Welpe zu welcher Familie passt. Diese Einschätzung kann beispielsweise von einem qualifizierten Hundetrainer vorgenommen werden. So passt der Charakter des Welpen optimal zum Lifestyle seiner zukünftigen Familie!
Da die Sozialisierungsphase eine sehr prägende Zeit ist, lohnt es sich nachzulesen, was es alles ab der 8. Woche zu beachten gibt.
Rangordnungsphase (Woche 13-16)
Jetzt wo der Welpe ein besseres Verständnis über seine Umgebung hat, wird er versuchen seine Grenzen auszutesten. Dieses Verhalten ist ganz natürlich und Teil der Rangordnungsbildung in einem Rudel. Um in Zukunft nicht auf Schwierigkeiten zu treffen ist es besonders wichtig, dem Welpen seine Grenzen klar und deutlich aufzuzeigen!
Hier gilt vor allem: Regeln geben Sicherheit! Und das nicht nur, damit Du in Zukunft einen wohlerzogenen Hund hast. Auch für den Hund ist in der einschneidenden Phase des Umzugs nichts wichtiger als Sicherheit. Eine richtige Hundeerziehung in den ersten Wochen ist also von großer Bedeutung! Hier wird beispielsweise erklärt, wie Du Deinem Hund das Aus beibringen kannst.
Idealer Zeitpunkt der Welpenabgabe
Nach der Tierschutz-Hundeverordnung dürfen Welpen frühestens nach 8 Wochen von ihrer Mutter getrennt werden. Nur in Ausnahmefällen ist eine frühere Abgabe erlaubt – zum Beispiel wenn das Bleiben bei der Mutter dem Welpen einen Schaden zufügen würde. Aber auch diese Entscheidung muss von einem Tierarzt getroffen werden.
Neben diesen gesetzlichen Richtlinien sollten immer die individuellen Entwicklungsunterschiede innerhalb eines Wurfes Beachtung finden. Auch die Rasse der Hunde spielt eine große Rolle. Welpen kleinerer Rassen können etwas früher abgegeben werden als größere Rassen.
Falls Du Dir unsicher bist, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, kannst Du mit einer späteren Abgabe nicht viel falsch machen. Im Zweifelsfall liegst Du bei 12 Wochen immer am besten!
Die Zeit vor der Abgabe können die neuen Hundebesitzer dafür nutzen, sich ideal auf ihren Neuankömmling vorzubereiten. Hier ist es besonders wichtig, das richtige Zubehör zu kaufen und sich gut zu informieren.
Vorteile einer späten Abgabe
- Beißhemmung: Die Welpen hatten vor dem Umzug die Möglichkeit, eine Beißhemmung im spielenden Umgang mit Mutter und Geschwistern zu erlernen.
- Soziales Verhalten: Die kleinen Vierbeiner haben zuvor die Grundlagen des sozialen Verhaltens gelernt – unter Hunden und Menschen!
- Selbstbewusstsein: Die Neuankömmlinge sind selbstbewusster. So kommen sie mit dem Kennenlernen neuer Menschen und Hunde besser klar.
In Kürze
Auch wenn jede Familie am liebsten möglichst früh ihr neues Familienmitglied willkommen heißen will, solltest Du Dich gedulden – ganz zum Wohl des Hundes. Die 8. Woche stellt für viele Hunderassen den Beginn der Sozialisierungsphase dar. Diese beginnt der kleine Vierbeiner meistens noch sehr verunsichert, sammelt mit der Zeit aber wertvolle Erfahrungen. Bei einer späteren Abgabe ist der Welpe bereits selbstbewusster und ihm fällt es so leichter, sich an sein neues Zuhause zu gewöhnen!
FAQ – Welpen abgeben
Rechtlich ist es erlaubt, Welpen ab der 8. Woche abzugeben. In der Praxis wird eine spätere Abgabezeit aber durchaus empfohlen. In jedem Fall sollte sie auf die Größe der Hunderasse und die individuelle Entwicklung des Hundes abgestimmt sein.
Tatsächlich, die Größe der Hunderasse spielt bei der Abgabe eine große Rolle! Während kleine Hunderassen schon in der 9. Woche von ihrer Mutter getrennt werden können, liegt das Abgabealter bei mittelgroßen Hunden in der 10. Woche. Große Hunderassen sollten erst in der 12. Woche abgegeben werden. Dabei handelt es sich zwar lediglich um Empfehlungen – sie sind aber entscheidend für das Wohl der kleinen Vierbeiner!
Bei einer zu frühen Abgabe der Welpen kann es zu einem empfindlicheren Stressverhalten kommen. Zudem sind die ersten Wochen wichtig zum Erlernen sozialer Regeln und zum Aufbau eines natürlichen Selbstbewusstseins.
Eine Trennung von der Wärme der eigenen Mutter ist schwer – auch für Welpen. Wenn aber mit der Abgabe bis zur 8-12 Woche gewartet wird, fällt der Trennungsschmerz deutlich geringer aus. Sobald sich der Welpe nach ein paar Tagen in sein neues Rudel eingelebt hat, gerät die Mutter immer weiter in Vergessenheit. Es könnte aber trotzdem sein, dass er seine Mutter auch nach Monaten oder gar Jahren noch wiedererkennen kann!