Hunderasse Shikoku
Die zahlreichen Namen des Shikoku zeugen noch heute von der langen Tradition dieser Hunderasse in ihrem Heimatland Japan. So wird der Shikoku in seiner Heimat auch Tosa-Inu, Mikawa-Inu und Kochi-Ken genannt. Genau wie der bei uns etwas populärere Akita Inu gilt der Shikoku heute als japanischer Nationalhund. Dennoch gehört er in Japan und weltweit zu den seltensten Hunderassen überhaupt, und ist schon im Land der aufgehenden Sonne kein allzu häufiger Anblick. Außerhalb Japans haben sich nur eine Handvoll Züchter der exotischen Rasse verschrieben, sodass es nicht leicht ist, an einen Shikoku heranzukommen.
Auch unabhängig von den Beschaffungsschwierigkeiten ist das Tier mit der edlen Optik mitnichten ein Hund für jedermann. Für die Jagd gezüchtet ist sein Jagdtrieb so stark ausgeprägt, dass dieser nur selten vollständig in den Griff zu bekommen ist. Leinenloser Freilauf ist daher meist nur in abgesicherten Verhältnissen möglich. Auch sonst ist die Erziehung bei dem selbstständigen Wesen des Shikoku kein Kinderspiel.
Zwar geht er eine sehr enge Bindung mit seinem Halter ein, doch äußert sich diese nicht unbedingt darin, dass der Shikoku macht, was sein Halter will. Unsicherheiten und Lücken in der Erziehung nutzt das hochintelligente Tier gerne aus. Fremden gegenüber bewahrt sich ein Shikoku nicht selten eine permanente Distanz. Auch mit anderen Hunden ist er häufig nicht verträglich. Ein Shikoku sollte daher nur in erfahrene Hände, die mit dem nötigen Durchsetzungsvermögen und Feingefühl mit dem anspruchsvollen Hund arbeiten können.
Herkunft und Rassegeschichte
Als Jagdhund lange geschätzt
Bereits in antiken Keramiken wurde der Shikoku dargestellt. Die Ahnen der japanischen Spitze kamen schon vor 4000 Jahren auf die Inseln und spaltete sich dort unter anderem in die heute sechs anerkannten Rassen auf. Der Shikoku wurde bald den traditionellen Winterjägern der Bergregionen Japans, den Matagi, ein treuer und fähiger Gefährte bei der Jagd auf Wildschweine und Bären. Zielstrebig und furchtlos stellt sich der mittelgroße Hund der gefährlichen Beute entgegen.
Es wird heute angenommen, dass die inzwischen ausgestorbene Hunderasse Nippon Inu und der Smooth Chow die Urväter des Shikoku ist. In den abgeschiedenen Tälern der japanischen Insel Shikoku, welche später auch der Namenspatron der Rasse wurde, konnten sich drei genetisch unterschiedliche Stränge des Shikoku etablieren: der Awa, der Hongawa und der Hata. Der Hongawa stammt aus der unzugänglichsten Region der Bergregionen der Insel, und gilt heute als reinste Zuchtform.
Heute äußerst rar
Nach dem Ersten Weltkrieg war die Hundehaltung in Japan eine exklusive Tradition, der nur noch wenige Einwohner nachgingen. Im Zuge dessen sanken auch die Zahlen des Shikoku und anderer japanischer Hunderassen zunehmen. Im Jahr 1928 gründete sich daher der Verein Nippon in dem Bestreben, diese Hunderassen zu erhalten. 1934 brachten sie Richtlinien zur Gestalt und dem Wesen dieser japanischen Rassen heraus.
In den 1930er Jahre erkannte auch die japanische Regierung die Bedeutung der nativen Hunderassen Japans als Kulturgut an, im Zuge dessen 1937 auch der Shikoku zur geschützten Spezies ernannt worden war. Die Anerkennung des Shikoku als eigenständige Rasse durch den FCI erfolgte 1982. Der erste Wurf von Shikokus außerhalb Japans wurde erst im Jahr 2000 in den Niederlanden registriert. Bis heute ist der Shikoku in Japan wie auch im Rest der Welt überaus selten anzutreffen.
Aussehen des Shikoku
„Spitzige“ Statur mit einzigartiger Fellfärbung
Mit einer Widerristhöhe von 46 bis 52 Zentimeter gehört der Shikoku zu den mittelgroßen Hunderassen. Weibchen sind dabei rund fünf Zentimeter kleiner als ihre männlichen Artgenossen. Der Körper ist muskulös und wohl proportioniert. Das Deckhaar des Shikoku ist dicht und gerade und von einer weichen Unterwolle unterlegt. Der Shikoku kommt in drei Farbvarianten vor. Sesamfarbene Tiere zeigen einen gleichmäßig verteilten Anteil an weißen, schwarzen und roten Haaren. Daneben gibt es sesamschwarze Varianten, bei der schwarze Haare die Farbmischung dominieren und sesamrote Tiere, bei denen sich in ein schwarzes Fell rote Haare untermischen. Die aufrechten, spitzen Ohren sind vergleichsweise klein mit vorwärts gerichteten Öffnungen. Die Rute wird über dem Rücken aufgerollt getragen und weißt eine etwas längere Behaarung auf.
Charakter und Wesen
Treu aber eigensinnig
Der Shikoku gilt wie alle Chow-Chow-Verwandten als eigensinnig. Auch blinder Gehorsam liegt nicht im Naturell des zur Spitzfamilie gehörigen Shikoku. Den Kontakt mit Artgenossen sucht sich der Shikoku sehr genau aus. Nicht mit allen ist er verträglich und lässt gerne seine dominanten Wesenszüge spielen. Auch Fremden gegenüber ist er mitunter reserviert und taut nur langsam – wenn überhaupt – auf. Auf der anderen Seite ist er ein loyaler und treu ergebener Familienhund.
Er liebt den engen Kontakt zu seinem Rudel und genießt ausgiebige Kuscheleinheiten. Draußen erweist sich der Shikoku als energiegeladener und ausdauernder Begleiter. Als ehemaliger Jagdhund ist der Shikoku von einem ausgeprägten Jagdinstinkt geprägt, den es gilt in die richtigen Bahnen zu lenken. Auch seiner ausgesprochene Intelligenz sollte gezielt Rechnung gezollt werden, da sie sich sonst in destruktivem Verhalten äußern kann.
Haltung und Ernährung
Auspowern an der Leine
Seine Wurzeln als Jagdhund haben dem Shikoku einen hohe Bewegungsdrang in die Wiege gelegt. Entsprechend will der Shikoku körperlich gut ausgelastet werden. Beim Joggen und Wandern hält er daher problemlos mit, findet den immer gleichen Ablauf aber vermutlich eher öde. Um auch seinen Grips ansprechend auszulasten, sollte der Shikoku auch geistig herausgefordert werden, zum Beispiel bei einem geeigneten Hundesport, den er täglich ausüben darf.
Der ausgeprägte Jagdtrieb stellt beim ungehinderten Freilauf häufig ein Problem dar. Besser ist es daher, den Shikoku nur in abgesicherten Arealen ganz frei laufen zu lassen und sonst mit einer geeigneten Leine zu arbeiten. Eine Schleppleine gewährt dem agilen Hund beispielsweise ausreichend Bewegungsfreiraum.
Anspruchslose Fresser
Der Shikoku stellt an die Ernährung keine höheren Ansprüche als andere Rassen auch. Ob die aus Nassfutter oder Trockenfutter bestehen sollte, ist eine Glaubensfrage. In beiden Bereichen gibt es qualitativ hochwertige Futtermittel mit einem hohen Fleischanteil. Die Futtermenge solltest Du an die speziellen Bedürfnisse Deines Hundes anpassen. Je aktiver er ist, desto mehr Energie benötigt er um sein Idealgewicht halten zu können.
Erziehung und Pflege
Eine erzieherische Herausforderung
Die Erziehung ist beim Shikoku eher etwas für erfahrene Hundehalter, die mit der richtigen Mischung aus Konsequenz und Verständnis auf die eigensinnige Rasse eingehen können. Einem unerfahrenen Anfänger tanzt der schlaue Shikuko gerne auf der Nase herum. Es gilt, seine Intelligenz in die richtigen Bahnen zu lenken, was am besten mit einem selbstsicheren Führungsstil, fester Hand und nachvollziehbarer Konsequenz funktioniert.
Auf Drill und Druck sollte man dabei jedoch verzichten, denn sonst stellt sich der Shikoku schonmal komplett quer. Um die potenzielle Aggression gegen Artgenossen des im Naturell eher unverträgliche Shikoku in den Griff zu bekommen, ist ein frühe und gezielte Sozialisation mit anderen Hunden und Menschen empfehlenswert. Das richtige Umfeld unter sachkundiger Anleitung kann dafür eine gute Hundeschule bieten.
Eine haarige Angelegenheit
Der Shikoku wechselt zweimal im Jahr sein dichtes Fell. Klar, dass dabei viele Haar auch in der Wohnung landen, was den Shikokuhalter nicht übermäßig stören sollte. Mit einer intensiven Fellpflege insbesondere in dieser Phase, kannst Du als Halter aber dafür sorgen, dass weniger Haare im Teppich und mehr in der Bürste landen. Auch kannst du dadurch den Fellwechsel drastisch beschleunigen. Ist der Haarwechsel vorbei, ist das Fell wenig pflegeaufwendig. Ein bis zweimal pro Woche bürsten genügt. Bekommt ein Shikoku ausreichend Auslauf, nutzen sich die Krallen normalerweise von selbst ab. Werden sie dennoch zu lang, sollten sie mit einer Krallenschere gekürzt werden, um das Verletzungsrisiko durch Hängenbleiben zu minimieren.
Gesundheit und typische Krankheiten
Robust und gesund
Der Shikoku ist frei von rassetypischen Krankheiten und gilt als sehr robust. Eine Tierarztklinik muss ein Shikoku in seinem Leben daher meist nur bei den Pflichtterminen zum Impfen und Entwurmen von innen sehen.
Lebenserwartung des Shikoku
Ein Shikoku kann zwischen 10 und 12 Jahren alt werden. In Einzelfällen können sie auch einige Jahre länger leben. Voraussetzung dafür ist eine geeignete Haltung und Ernährung, den den Geist und Körper des Shikoku gesund erhält.
Shikoku kaufen
In Deutschland fast unmöglich
Der Shikoku ist außerhalb Japans eine Rarität, die nicht leicht zu finden ist. Nur sehr wenige verantwortungsvolle Züchter, beispielsweise in den Niederlanden, vermehren die Rasse und können es sich meist leisten, aus mehreren Interessenten zu wählen. Entsprechend sind auch die Preise für einen Welpen vergleichsweise hoch. Wird dir ein Welpe im dreistelligen Bereich angeboten, solltest du sehr skeptisch sein, denn meist handelt es sich hier um unseriöse Angebote. Wer bei der Suche nach dem Shikoku keinen Erfolg hat, sich aber sehr für japanische Rassen interessiert, sollte sich einmal ähnliche Rassenwie den Shiba Inu oder den Akita ansehen, welche häufiger zu finden sind.
Entscheidungshilfe
Der Shikoku passt nur zu den wenigsten
Bei der Entscheidung, ob ein Shikoku für Dich in Frage kommt, solltest Du Dich nicht von seinem liebenswerten Äußeren allein blenden lassen. Denn der Shikoku ist kein einfacher Hund und erfordert viel Hingabe und eine eindeutige Bekenntnis zu einem Leben mit dieser Rasse. Bist Du ein aktiver, sportlicher Mensch und hattest du schon die Gelegenheit Hundeerfahrung zu sammeln, könnte auch ein Shikoku bei Dir glücklich werden. Bei Deinen sportlichen Ausflügen ist der Shikoku Dir ein treuer und unermüdlicher Begleiter, fordert aber auch eine geistige Auslastung. Zuhause genießt er den engen Kontakt mit Dir und dem Rest eures Rudels, wird Neuzugänge aber nur zögerlich akzeptieren.
Erwartest Du bedingungslosen Gehorsam von deinem Vierbeiner, solltest Du die Anschaffung eines Shikoku noch einmal überdenken, denn der japanische Spitzvertreter hat seinen eigenen Kopf und folgt nur, wenn er es will. Ohnehin ist der Shikoku nur etwas für passionierte Liebhaber, die gerne die Zeit und den Aufwand bei der Suche nach dieser Rasse in Kauf nehmen.
Denn den Shikoku gibt es nicht an jeder Straßenecke. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Du Dir einen besonderen und eigenständigen Hund ins Haus holst, wenn Du Dich für den Shikoku entscheidest. Tust die dies aus ganzem Herzen, wird er dir ein unnachahmlicher, treuer Partner sein.
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